Sonderausstellung "Kalvarienberg"
Der Initiative von PGR-Mitglied Rudolf Pommer ist es zu verdanken, dass die Figuren der sogenannten "Kalvarienberg-Gruppe", die älteren Braunauerinnen und Braunauern aus der Zeit der Kapuzinerkirche ein Begriff sind, nun bis November dieses Jahres der Öffentlichkeit zugänglich sind. Zusammen mit Frau Hermine-Agnes Oberhuemer und Frau Annemarie Klepsa sowie weiteren Helfern ist es ihm gelungen, die Figuren in Lebensgröße als Leihgabe der Stadt Braunau in der Kaufmanns-, der Herzogs- und der Grafenkapelle auszustellen.
Besuchsmöglichkeit ist zu den Öffnungszeiten der Stadtpfarrkirche St. Stephan. Informationstafeln sind bei den Kapellen angebracht.
Für alle Interessierten eine nähere Erläuterung zur Herkunft der Objekte von Hermine-Agnes Oberhuemer:
KALVARIENBERG „PANORAMA“ vom Ölberg bis Golgotha
Während des 30jährigen Krieges, 1618 bis 1648, ließen sich in Bayern an verschiedenen Orten die Kapuziner nieder. Auf Anregung von Bischof Leopold von Bayern wurde in Braunau (damals noch zu Bayern gehörend) 1621 das sechste dieser Kapuzinerklöster gegründet.
Zum Bau von Kloster und Kirche stellte Maria Magdalena von Haunsperg den ihr gehörenden Garten zur Verfügung und sie spendete auch zur Errichtung dieses Klosters 10 000 Gulden.
Am 21. November 1623 wurde die erste Messe gefeiert und am 16. Juni 1624 wurde das Kloster geweiht.
DIESES EHEMALIGE KAPUZINERKLOSTER IST HEUTE UNSER STADTTHEATER.
Die Kapuziner waren ein sehr armer Orden, ein Bettelorden. Sie widmeten sich hauptsächlich der Betreuung von Armen und Kranken.
Neben der sehr schlicht gehaltenen Klosterkirche errichteten sie zwischen 1685 und 1690 als „EINZIGES KUNSTDENKMAL“ den
K A L V A R I E N B E R G
unmittelbar vor ihrer Kirche – ein Denkmal bayrischer Volkskunst.
Überlebensgroße Holzfiguren zeigten und zeigen den Leidensweg Christi. Dem damaligen Zeitgeist entsprechend – ein „PANORAMA“ ein plastisches Theater vom Ölberg bis Golgotha.
Anfangs bildete eine Naturkulisse den Hintergrund, um 1730 wurde ein Rondell gemauert, das von zwei Kapellen flankiert war. Dadurch kamen die bemalten Figuren unter Dach und waren vor Wettereinflüssen mehr oder weniger geschützt.
Bis 1939 war der KALVARIENBERG ein beschaulicher Ruheplatz für die Braunauer. Dann wurde das „Holztheater“ nach und nach mit Brettern vernagelt, 1941 wurden die Figuren abmontiert und die Anlage gänzlich geschlossen.
Sosehr sich auch 1947 der neugegründete Verschönerungsverein um die Wiederherstellung bemühte, diese guten Ansätze verliefen im Sande. Das Areal wurde für einen Industriebau der Brauerei Stechl umgewidmet und dies sogar mit Zustimmung der Heimatpflege.
Die vom Bildhauer Georg Libigo gefertigten Figuren sollten um einen Bettelbetrag an einen Trödler verscherbelt werden. In allerletzter Stunde konnten sie vom damaligen Obmann des Heimatvereines, Hofrat Arthur Waltl, gerettet werden.
Da man die Klosteranlage in kleinen Schritten als Theater umfunktionieren wollte, bekam auch die damalige Kalvarienberggasse den heutigen Namen „Theatergasse“.
Die nicht mehr gebrauchten Figuren gerieten in Vergessenheit, wurden über lange Zeit im Heimathaus, später dann im neuen Kapuzinerkloster in der Ringstraße verwahrt, wo auch die Kreuzigungsgruppe bis zur Umfunktionierung dieser Kirche als Hochaltargestaltung diente.
Die Kalvarienbergfiguren stehen im Eigentum der Stadt; sie sollen durch diese Ausstellung nicht nur den Älteren als Erinnerung dienen, sondern vor allem den Jüngeren einen Blick in die Vergangenheit , in ein altes Stück Braunau, öffnen.
Dankenswerterweise stellte man der Pfarre den damaligen „Kalvarienberg“ für diese Sonderausstellung (verteilt auf drei Seitenaltäre der Stadtpfarrkirche) zur Verfügung. Aus Platzmangel können fünf Figuren der Spott- und Folterknechte nicht gezeigt werden, sind aber in der Herzogsburg zu besichtigen. Von Mai bis November 2019 steht diese Ausstellung für alle Interessierten zur Verfügung.