Freitag 19. September 2025

Dank für ein erfülltes Leben, das reiche Frucht gebracht hat

Am 9. Mai 2025 ist Prälat Josef Mayr im 94. Lebensjahr verstorben. Beim Requiem am 20. Mai 2025 im Linzer Mariendom mit Bischof Manfred Scheuer wurde einmal mehr deutlich, wie nachhaltig Mayr die Kirche in Oberösterreich und darüber hinaus geprägt hat.

Prälat Josef Mayr war eine prägende Gestalt der Diözese Linz. Er übernahm in vielen kirchlichen Funktionen Verantwortung: als Bischofsvikar für Soziales, Caritas-Direktor, Domkapitular und Domdechant, in der Betriebsseelsorge, für den Bereich mensch & arbeit, als Jugendseelsorger und als Pfarrer in Linz-St. Margarethen. Auf seine Initiative gehen zahlreiche Einrichtungen und Schwerpunktsetzungen in der Katholischen Kirche in Oberösterreich zurück. Bischof Manfred Scheuer bezeichnete ihn als „wesentlichen Motor für die soziale Ausrichtung der Kirche in unserem Land“.

 

Auch der Blick über den Tellerrand der Diözese bzw. des Bundeslandes zeichnete Prälat Josef Mayr aus. So bemühte er sich innerhalb von Oberösterreich als Caritas-Direktor um die Vernetzung mit allen, die soziale Arbeit leisten. Viele Jahre lang setzte er sich für den Aufbau der Caritas und pastoraler Strukturen in den Partnerdiözesen in Belarus, Tschechien, Bosnien und Herzegowina und Rumänien ein. Seine Initiativen sind in der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit den Kirchen in Mittel- und Osteuropa bis heute wirksam.

 

Am 9. Mai 2025 verstarb Prälat Josef Mayr im 94. Lebensjahr und im 70. Jahr seines priesterlichen Dienstes in Linz. Das Requiem feierte Bischof Manfred Scheuer am 20. Mai 2025 im Linzer Mariendom. Mit ihm zelebrierten Generalvikar Severin Lederhilger, Dompropst Wilhelm Vieböck, Mitglieder des Domkapitels und emeritierte Domkapitulare, der emeritierte Bischofsvikar Franz Haidinger und aus der Erzdiözese Alba Iulia (Rumänien) der ehemalige Caritas-Direktor Janosh Szasz. Viele Angehörige, Mitarbeiter:innen, Wegbegleiter:innen und Freund:innen waren gekommen, um Abschied zu nehmen. 


Als Vertreter des öffentlichen Lebens feierte Landeshauptmann a. D. Josef Pühringer das Requiem mit. Auch der ehemalige Soziallandesrat Josef Ackerl, mit dem Mayr eng zusammengearbeitet hatte, erwies dem Verstorbenen die letzte Ehre. Unter den Mitfeiernden waren u. a. auch der Caritas-Direktor der Erzdiözese Alba Iulia Marton Andras und der ehemalige Leiter der Fremdsprachigen Seelsorge László Vencser. Musikalisch einfühlsam gestaltet wurde das Requiem von einem Vokalensemble der Dommusik unter der Leitung von Domkapellmeister Andreas Peterl und von Domorganist Wolfgang Kreuzhuber an der Orgel.


Bischof Manfred Scheuer über den Verstorbenen: „Wir haben in der Diözese Linz und in ganz Oberösterreich Josef Mayr sehr viel zu verdanken – mehr, als es Worte ausdrücken können. Er hat dem Evangelium ein Gesicht gegeben. Durch ihn wurde etwas vom Reich Gottes verwirklicht.“

 

 

Requiem für Prälat Josef Mayr im Mariendom Linz

Requiem für Prälat Josef Mayr © Diözese Linz / Hermann Wakolbinger

 


„Freut euch mit mir und feiert mein Begräbnis als Fest der Auferstehung!“

 

Bischof Manfred Scheuer am Beginn des Requiems: „Viele sind heute gekommen, um dankbar Abschied zu nehmen von Prälat Josef Mayr. Wir wollen uns vergegenwärtigen, welche Spuren er in unserem Leben und in unserem Herzen hinterlassen hat, wofür wir heute dankbar sind und was wir vermissen.“

 

Danach verlas Christine Mahringer aus der Pfarre Linz-St. Margarethen das Vermächtnis des Verstorbenen – Gedanken, die Josef Mayr selbst formuliert und mit „Dank für ein erfülltes Leben“ überschrieben hatte. An erster Stelle stand der Dank an Gott für seine Priesterberufung: „Für mich gibt es keinen schöneren Beruf. Ich wünsche und bete auch, dass der Zugang zu diesem Beruf in Zukunft auch verheirateten Frauen und Männern ermöglicht wird.“ Seinen Dank sprach Mayr auch seinen Eltern, seinen Geschwistern und deren Familien für die lebenslange herzliche Verbundenheit aus. Dem emeritierten Bischof Maximilian Aichern dankte Mayr „für das große Vertrauen, das er mir geschenkt hat“. Sein Dank galt auch weiteren Wegbegleiter:innen: dem Domkapitel, den Priesterkollegen, den diözesanen Mitarbeiter:innen und Kolleg:innen, den politisch Verantwortlichen in Stadt und Land, allen Partner:innen in Vereinen, Stiftungen und Gesellschaften und den Mitarbeiter:innen der Pfarre Linz-St. Margarethen. Ganz besonders dankte Josef Mayr Pfarrhaushälterin Pepi Mayrhofer und deren Nachfolgerin Hieronyma Wagnermaier für die liebevolle Betreuung und Begleitung. 

 

Mayr im Rückblick auf sein langes Leben: „Ich habe mich mein ganzes Leben bemüht, den Menschen etwas von der Fülle der Menschenliebe Jesu zu vermitteln, die ich selbst erfahren habe. Durch meinen Einsatz für Menschen hatte ich ein glückliches und erfülltes Leben. Im Vertrauen auf die grenzenlose Liebe Gottes freue ich mich auf die Vollendung meines Lebens in der ewigen Gemeinschaft mit ihm und allen Menschen, die mir dorthin schon vorausgegangen sind. Freut euch mit mir und feiert mein Begräbnis als Fest der Auferstehung!“

 


„Er war ein wesentlicher Motor für die soziale Ausrichtung der Kirche in unserem Land“

 

Am Beginn seiner Predigt überbrachte Bischof Manfred Scheuer Grußworte von Bischof em. Maximilian Aichern. „Mit uns verbunden ist in dieser Stunde Bischof Maximilian Aichern, dem es sehr leid tut, dass er nicht dabei sein kann. Abt Maximilian kannte Josef Mayr schon, bevor er zum Bischof von Linz ernannt wurde. Die Arbeiterpriester, die Seelsorger von Katholischer Arbeiter:innen Jugend und Katholischer Arbeitnehmer:innen Bewegung hatten sich mehrfach im Stift St. Lambrecht getroffen. Auch Josef Wiener war mit Bischof Weber öfter mit den Seelsorgeamts- bzw. Pastoralamtsleitern in St. Lambrecht. Als Bischof hatte Maximilian mit Josef Mayr an allen Stationen – bei der Jugendseelsorge, der Betriebsseelsorge, der Caritas, als Pfarrer und Dechant, als Bischofsvikar und Domkapitular – immer engsten Kontakt. In den letzten Jahren waren beide im Domherrenhaus. Bischof Maximilian ist heute im Gedenken hier bei uns. Er ist Prälat Mayr sehr dankbar für sein umfassendes Wirken in der Kirche und für sein Lebenswerk.“ Worte des Dankes und der Anteilnahme überbrachte Bischof Scheuer auch aus den Partnerdiözesen: „Bischof em. Ratko Peric aus Mostar und der Caritas-Direktor von Mostar Ante Pavlovic drücken ihre Wertschätzung für Prälat Mayr, ihre Verbundenheit und ihre Kondolenz aus. In Budweis und Belarus wurden Gedenkgottesdienste für ihn gefeiert. Aus der Erzdiözese Alba Iulia feiern der ehemalige Caritas Direktor Janosz Szasz und der amtierende Caritas-Direktor Marton Andras mit uns das Requiem.“

 

Predigt von Bischof Manfred Scheuer beim Requiem für Prälat Josef Mayr

Predigt von Bischof Manfred Scheuer beim Requiem für Prälat Josef Mayr
© Diözese Linz / Hermann Wakolbinger

 

Scheuer blickte in sehr persönlichen Worten auf einzelne Stationen und Aufgaben im Leben von Josef Mayr zurück und ließ dabei blitzlichthaft den Verstorbenen in Zitaten zu Wort kommen. 


1979 wurde mit dem „Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich“ staatlicherseits das Wirken des früheren Diözesanjugendseelsorgers und langjährigen Rektors des Katholischen Jugendwerks Österreichs anerkannt. Im diözesanen Pressebericht sei dazu nachzulesen, dass es Mayr wichtig war, Räume zu schaffen, in denen sich Jugendliche begegnen konnten. Sein Grundsatz war: Man muss den jungen Leuten etwas zutrauen. „Man muss daran glauben, dass etwas wächst, wenn die entsprechenden Voraussetzungen gegeben sind. Dazu gehört natürlich auch, dass ich zuschauen kann, wenn manches Kraut herauswächst, das ich nicht gesät habe“, so die Worte von Mayr. Ein „raumgebender Führungsstil“ war seiner Meinung nach eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine sinnvolle Jugendarbeit. Ein großes Anliegen war ihm auch gut ausgebildetes haupt- und ehrenamtliches Personal in der Jugendpastoral. Die Jugendpastoral müsse noch viel mehr Aufgabe der gesamten Kirche werden, äußerte sich Mayr damals.


Als Leiter der Betriebsseelsorge habe sich Josef Mayr 1987 in Zeiten der Stahlkrise zu Fragen der Arbeitslosigkeit in der Kirchenzeitung folgendermaßen geäußert: „In der Betriebsseelsorge haben wir es besonders mit den sogenannten ‚kleinen Leuten‘ zu tun. Und da kann ich nur sagen: für die spielt es sich wirklich arg ab.“ Die Aufgabe der Kirche sah er darin, „Personal und Geld locker zu machen, um zu helfen“, aber auch in Bewusstseinsbildung, etwa im Bekämpfen falscher Vorurteile („Arbeitslose sind selber schuld“) oder durch kritische Auseinandersetzung mit der Wirtschaftspolitik. Im Jahr 1987 habe der diözesane Pastoralrat auf seine Initiative hin die Errichtung eines Arbeitslosenfonds beschlossen.

 

Als Caritas-Direktor sei Mayrs Vision ein Netzwerk all jener gewesen, die soziale Arbeit leisten. Auch die innerkirchliche Vernetzung der Caritas sei ihm am Herzen gelegen. „Die Grundeinsicht der Christen ist entscheidend, dass Liebe das Wichtigste unseres Glaubens ist. … Die sozialkritische Dimension der Caritas ist unter vielen Christen unterbelichtet“, so die Meinung von Josef Mayr damals. Als Probleme, die sich künftig noch verstärken werden, sah Mayr 1991 „die neue Armut“, die Spaltung der Gesellschaft in Menschen mit und Menschen ohne Arbeit, die Ausländerfrage, die Versorgung der alten Menschen und deren Betreuung zu Hause. 
Bischof Scheuer über den Verstorbenen: „Wir haben in der Diözese Linz und in ganz Oberösterreich Josef Mayr sehr viel zu verdanken – mehr, als es Worte ausdrücken können. Er hat dem Evangelium ein Gesicht gegeben. Durch ihn wurde etwas vom Reich Gottes verwirklicht.“ Der Bischof bezeichnete den Verstorbenen als „Meister der Umsetzung“, der die Kirche in Oberösterreich enorm mitgeprägt habe. „Auf seine Initiativen lassen sich zahlreiche Einrichtungen und Schwerpunktsetzungen in unserer Diözese zurückführen: Er war ein wesentlicher Motor für die soziale Ausrichtung der Kirche in unserem Land und hat den maßgeblichen Blick auf die Schwächeren institutionell verankert. Es war ihm ein Herzensanliegen, dass die Kirche als Brückenbauerin agiert und wahrgenommen wird.“

 

Mayr habe Schienen zu Menschen gelegt, die kaum mehr Berührungspunkte mit dem Glauben und mit der Kirche hatten. Er habe auch in vielen kirchlichen Funktionen Verantwortung übernommen, nicht zuletzt als Bischofsvikar für Soziales, Caritas-Direktor, Domkapitular und Domdechant, in der Betriebsseelsorge, für den Bereich mensch & arbeit, als Jugendseelsorger, als Pfarrer in Linz-St. Margarethen. Das Miteinander zwischen Laienseelsorger:innen und Priestern, zwischen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen habe Mayr vorbildlich verwirklicht und gelebt. Bischof Scheuer: „‘Zum Paradies mögen Engel dich geleiten‘, so haben wir nach seinem Sterben bei Josef Mayr gebetet. Ich bin überzeugt, dass ihn Engel und Menschen in den Himmel geleiten und dort auch erwarten.“

 

Predigt von Bischof Manfred Scheuer zum Nachlesen

 


LH a. D. Josef Pühringer: „Pionier, der „in unserem Land sichtbare und spürbare Spuren hinterlassen hat“

 

Am Ende des Gottesdienstes würdigten Landeshauptmann a. D. Josef Pühringer, Caritas-Direktor Franz Kehrer und Günter Mahringer, Mitglied im Seelsorgeteam der Pfarre Linz-St. Margarethen, den Verstorbenen. 


Landeshauptmann a. D. Josef Pühringer überbrachte stellvertretend die Anteilnahme von Landeshauptmann Thomas Stelzer, LH a. D. Josef Ratzenböck und dem Land Oberösterreich. Er selbst sei mit Josef „Joe“ Mayr durch die Katholische Arbeiterjugend seit den 1960er Jahren verbunden gewesen. Pühringer dankte dem Verstorbenen für die gute Zusammenarbeit mit dem Land Oberösterreich und würdigte ihn als Pionier, der „in unserem Land sichtbare und spürbare Spuren hinterlassen hat: in der Jugendarbeit, in der Betriebsseelsorge, vor allem auch in der Caritasarbeit und im sozialen Oberösterreich ganz generell.“ Wegweisend seien Mayrs Initiativen als Jugendseelsorger gewesen, als Caritas-Direktor habe er einen klaren, ja scharfen Blick auf die Nöte der Menschen und der Zeit bewiesen. Pühringer wörtlich: „Lang bevor Papst Franziskus die Kirche aufgerufen hat, an die Ränder der Gesellschaft zu gehen, war Josef Mayr schon dort.“

 

Ansprache von Landeshauptmann a. D. Josef Pühringer

Ansprache von Landeshauptmann a. D. Josef Pühringer / © Diözese Linz / Hermann Wakolbinger

 

Das Bibelwort „Die Armen werdet ihr immer bei euch haben“ sei Josef Mayrs persönlicher Auftrag gewesen, so Pühringer weiter. Das Tun und Handeln des Verstorbenen sei vom Gründer der Katholischen Arbeiterjugend, Joseph Cardijn, und dessen Grundsatz „Sehen – urteilen – handeln“ geprägt gewesen. „Joe Mayr war ein Hinseher und kein Wegseher. Er hat geurteilt, aber nicht verurteilt – wenn es um Hilfe ging, hat er nicht nach der Schuld gefragt. Joe Mayr war ein Handler und Tuer, nicht nur ein Redner und Problematisierer.“ In seiner pionierhaften Sozialarbeit habe Mayr den Blick über die Landesgrenzen hinaus gerichtet, etwa bei seinem Engagement in den Partnerdiözesen. Für seine Überzeugungen habe Prälat Mayr gekämpft und dabei auch die Stimme erhoben – und damit jenen eine Stimme gegeben, die in der Gesellschaft nicht zu hören waren. 


Er, Pühringer, werde zwei Gesichter von Josef Mayr in Erinnerung behalten: „Das freundliche, herzliche Gesicht, das auf der Parte abgebildet ist und das die Frohbotschaft im Gesicht getragen hat – jenes Gesicht, das wir meistens gesehen haben. In Erinnerung wird mir aber auch das ernste, kämpferische, mahnende Gesicht des Joe Mayr bleiben. ‚Vergesst nie auf die Schwächeren in der Gesellschaft‘ – das ist sein Vermächtnis und sein Auftrag.“

 

Pühringer, der auch Obmann von Pro Mariendom und dem Dombauverein ist, dankte dem Verstorbenen für dessen Beitrag zu einem „guten menschlichen und sozialen Oberösterreich“ und auch für dessen Leistungen als Domdechant. Sein abschließender Wunsch: „Im Johannes-Evangelium heißt es: Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Lieber Gott, ich bitte dich: Schenk dem Joe eine schöne Wohnung mit Blick auf Oberösterreich.“

 


Caritas-Direktor Franz Kehrer: „Mensch mit offenem Herzen und weitem Blick“ 

 

Caritas-Direktor Franz Kehrer erinnerte sich in seiner Ansprache an seine letzte Begegnung mit Prälat Mayr: „Ich durfte Prälat Mayr in der Karwoche noch besuchen. Wir haben beide still auf den Dom geschaut. Für mich ist das ein schönes Bild, das mir bleibt. In tiefer Verbundenheit mit seiner Diözese Linz, getragen von einem starken Glauben an einen liebenden, menschenfreundlichen Gott, konnte Prälat Mayr so vieles für die Menschen bewirken.“ Mayr habe von 1991 bis 2001 als Direktor die Caritas in Oberösterreich und in Österreich entscheidend mitgestaltet. Von 2002 bis 2006 habe er in Verbindung mit seiner Aufgabe als Bischofsvikar für Caritas und Soziales als Rektor der Caritas gewirkt. „Prälat Mayr war eine Triebfeder bei der Erneuerung der damaligen Caritas-Organisationsstruktur und hat in seiner Zeit wesentliche Impulse für den Ausbau der Caritas gesetzt. Sein Wirken war stets geprägt vom Grundauftrag der Caritas – Not sehen und handeln. Er lebte die christliche Nächstenliebe nicht nur in Worten, sondern in konkreten Taten. Er sah die Not – nicht abstrakt, nicht entfernt, sondern ganz nah. Und er fragte nicht lange: ‚Wer hilft?‘, sondern er sagte: ‚Ich werde helfen.‘“

 

Ansprache von Franz Kehrer, Direktor der Caritas OÖ

Ansprache von Franz Kehrer, Direktor der Caritas OÖ / © Diözese Linz / Hermann Wakolbinger

 

Diese konkrete Hilfe habe sich besonders in seinen Initiativen für den Aufbau von professionellen Caritas-Strukturen in den osteuropäischen Partnerländern gezeigt und zur Gründung der Caritas OÖ Auslandshilfe geführt. „Er legte den Grundstein für eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe, für partnerschaftliche und freundschaftliche Verbundenheit. Vierunddreißig Jahre danach ist ein Grundprinzip seines Anspruchs an seine Arbeit deutlich sichtbar: Hilfe zur Selbsthilfe“, betonte Kehrer.

 

Der Caritas-Direktor würdigte darüber hinaus Mayrs Engagement für die Pfarrcaritas-Kindergärten, das bis heute nachwirke, und seinen Einsatz für eine solidarische Gesellschaft. „In seiner Zeit gab es einen starken Ausbau der sozialen Infrastruktur in Oberösterreich. Es wurden neue Pflegeheime gebaut, die Behinderteneinrichtungen modernisiert und das neue Arbeitsfeld der psychiatrischen Nachsorge in der Caritas begonnen. Auch an der Gründung der Hospizarbeit in OÖ hat er stark mitgewirkt“, erinnerte Kehrer.

 

Als Caritas-Direktor sei Mayr auch das Wohl der Mitarbeiter:innen ein großes Anliegen gewesen. „Über viele Jahrzehnte hinweg war er Seelsorger, Begleiter, Sozialmanager, Ratgeber und Freund. Und für viele war er vor allem eines: ein Mensch mit offenem Herzen und weitem Blick.“ Mit seinem Engagement, seiner geistlichen Haltung und der Begeisterung habe Mayr Spuren in der Caritas hinterlassen, die bis heute sichtbar seien. „Wir sind ihm für seinen Einsatz von Herzen dankbar und werden sein Vermächtnis in unserer täglichen Arbeit weitertragen“, so Kehrer.

 


Günter Mahringer: „Der Pfarre im Glauben Wurzeln gegeben und im Handeln Flügel verliehen“

 

Günter Mahringer, Mitglied im Seelsorgeteam der Pfarre Linz-St. Margarethen, würdigte Prälat Mayrs über 45-jährigen Dienst als Pfarrseelsorger. Mit Mayr sei 1976 Aufbruchsstimmung nach St. Margarethen gekommen. Bei der Sanierung der pfarrlichen Gebäude habe der Pfarrer mit angepackt. „Noch wichtiger als die Renovierung der Gebäude war ihm aber der Aufbau einer lebendigen Gemeinde“, erinnerte sich Mahringer. Josef Mayr und seine Haushälterin Josefa („Pepi“) Mayrhofer hätten gemeinsam mit anderen Seelsorgern – unter ihnen auch Wilhelm Vieböck – den Pfarrhof zu einer Wohngemeinschaft gemacht. Zur Heimat sei der Pfarrhof auch für fünf vietnamesische Flüchtlingskinder geworden, um die sich Josef Mayr und Pepi Mayrhofer 14 Jahre lang als „Pflegeeltern“ gekümmert hatten. Als Pepi Mayrhofer 1998 starb, sei Hieronyma Wagnermaier gekommen, die für Josef Mayr und die Pfarre zu einer wichtigen Stütze werden sollte.

 

Ansprache von Günter Mahringer, Mitglied im Seelsorgeteam der Pfarre Linz-St. Margarethen

Ansprache von Günter Mahringer, Mitglied im Seelsorgeteam der Pfarre Linz-St. Margarethen.
© Diözese Linz / Hermann Wakolbinger

 

Prälat Mayr habe stets „zuerst auf die Menschen“ geschaut – unabhängig davon, ob sie kirchennah oder kirchenfern waren oder einer anderen Religion angehörten. „Für mich war sein lebensnahes Verständnis der christlichen Botschaft sehr beeindruckend. In seinen Predigten hatte er immer etwas Neues zu sagen und er verstand es, die Geschichten der Bibel mit unserem Leben zu verbinden“, betonte Mahringer. Als Leiter der Pfarre sei Prälat Mayr „ein Vorausdenker“ gewesen: „Er hat die ge¬sellschaftlichen und kirchlichen Entwicklungen gut beobachtet und in der Pfarre Schritte gesetzt, um die Herausforderungen der Zukunft gut bewältigen zu können.“ So habe der Seelsorger die Übernahme von Verantwortung durch Frauen und Ehrenamtliche gefördert: Pfarrassistentinnen übernahmen ein Leitungsamt in der Pfarre, 2007 wurde das Seelsorgeteam als neues Modell der Pfarrleitung installiert. „Sein Anliegen war, dass die Pfarre auf eigenen Beinen steht. Er hat dabei die Verantwortung wirklich abgegeben und gesagt: ‚Ihr macht das schon!‘“, erinnerte sich Mahringer.


Als Pfarrer sei Josef Mayr bis 2021 präsent gewesen, „sein letzter Gottesdienst in St. Margarethen war die Erstkommunion 2022“. Mahringer würdigte den Verstorbenen als besonderen Menschen: „Er hat uns im Glauben Wurzeln gegeben und im Handeln Flügel verliehen. Vieles von seiner Haltung und seinem Geist hat die Pfarre und uns geprägt und lebt weiter.“

 

Am Ende des Gottesdienstes inzensierte Dompropst Wilhelm Vieböck den Sarg des Verstorbenen mit Weihrauch. Nach dem Segen, den Bischof Manfred Scheuer erteilte, wurde die Verbundenheit zu Josef Mayrs Pfarre Linz-St. Margarethen nochmals auf berührende Weise deutlich: Pfarrmitglieder geleiteten den Sarg aus dem Mariendom, um den Verstorbenen „heimzubringen“ in „seine Pfarre“ St. Margarethen.

 

Bildergalerie: Requiem für Prälat Josef Mayr im Mariendom Linz

 

 


Beisetzung am Friedhof von Linz-St. Margarethen

 

Die Beisetzung in der Pfarre Linz-St. Margarethen nahm Wilhelm Vieböck vor. Der ehemalige Pastoralamtsdirektor und Bischofsvikar war ein langjähriger Weggefährte von Josef Mayr, auch im Domkapitel. Mit Bezug auf das biblische Gleichnis vom Sämann würdigte Vieböck in der Kirche von Linz-St. Margareten den Verstorbenen mit den Worten: „Josef war ein Sämann, der mit den Weizenkörnern nicht gespart hat, sondern sie großzügig ausstreute: die reiche Frucht ist sichtbar. Mit Hilde Domin gesprochen: ‚Es blüht hinter ihm her‘. Die Saat geht auf. Ob in Initiativen, der Caritas oder der Pfarrgemeinde: Überall zeigt sich, wie nachhaltig Josef gewirkt hat.“ Mayr habe in all seine Aufgabengebieten einen Blick für das Große, Strukturelle bewiesen und sei sich zugleich für den persönlichen Einsatz nicht zu schade gewesen, wie Vieböck betonte: „Das Große und das Kleine, beides war ihm ein Anliegen.“

 

In einer kleinen Prozession wurde unter reger Anteilnahme der Pfarrbevölkerung der Sarg mit den sterblichen Überresten auf den Friedhof geleitet und dort beigesetzt.

 

Die Beisetzung in der Pfarre Linz-St. Margarethen nahm Wilhelm Vieböck vor.

Die Beisetzung in der Pfarre Linz-St. Margarethen nahm Wilhelm Vieböck vor.
© Diözese Linz / Johannes Kienberger

 

Bildergalerie: Beisetzung am Friedhof von Linz-St. Margarethen

 


Lebenslauf von Prälat Josef Mayr

 

Josef Mayr wurde am 16. Juli 1931 in Peuerbach geboren. Nach der Matura ging er ins Priesterseminar und besuchte die Theologische Hochschule. Am 29. Juni 1955 wurde er zum Priester geweiht. Anschließend war Mayr Kaplan in Steyregg und Laakirchen. 1958 wurde er der erste Pfarrer (Expositus) der neu gegründeten Expositur Steyrermühl. 1960 ernannte ihn Bischof Zauner zum Diözesanseelsorger der Katholischen Arbeiterjugend (KAJ), 1962 wurde er zusätzlich Zentralseelsorger der KAJ Mädchen und 1963 zum Bundesseelsorger der weiblichen Jugend.

 

1963 gründete Josef Mayr den Verein Jugendzentren (später wurde daraus: I. S. I. – Initiativen für soziale Integration). Projekte dieses Vereins waren Jugendwohngemeinschaften, Lehrlingszentrum, Haus für Mutter und Kind, integrierte Wohngemeinschaften Behinderte/Nichtbehinderte. Er war bis 1999 Obmann dieses Vereins. 1964 gründete er zusammen mit Maria Madlener das Betriebsseminar, ein gesamtösterreichisches Bildungshaus für Arbeitnehmer:innen, und war lange Zeit Obmann des Trägervereins. 1966 wurde er Gesamtjugendseelsorger der Katholischen Jugend OÖ und Leiter des Referates Betriebsseelsorge im Pastoralamt. In diesen Funktionen war er wesentlich beteiligt am Aufbau der ersten kirchlichen Jugendzentren und am Aufbau von zehn Betriebsseelsorgezentren. 1971 übernahm er zusätzlich das Amt des Bundesseelsorgers der Katholischen Jugend und des Rektors des Katholischen Jugendwerkes in Wien.

 

Nach Abschluss seiner 17-jährigen hauptamtlichen Tätigkeit als Jugendseelsorger in den verschiedenen Funktionen übersiedelte er 1977 in die Pfarre Linz-St. Margarethen. Dort hat er vietnamesische Flüchtlingskinder als Pflegekinder aufgenommen und zusammen mit seiner Wirtschafterin 14 Jahre lang betreut. 1979 wurde er zum Dechant des Dekanates Linz-Mitte gewählt und später zum Regionaldechant der Region Linz. Er war Mit-Initiator der Bischöflichen Arbeitslosenstiftung und bis 2003 ihr Vorsitzender im Kollegium. Er war auch Initiator einiger Arbeitslosenprojekte, insbesondere des B7.
Am 1. Juli 1991 ernannte Bischof Maximilian Aichern Josef Mayr zum Caritasdirektor der Diözese Linz und berief ihn anschließend in das Linzer Domkapitel. 
1991 übernahm er auch auf Wunsch des Alt-Landeshauptmannes Josef Ratzenböck die Funktion des Obmanns der Schuldnerhilfe OÖ und im Jahr 2000 auch die Funktion des Obmanns des neu gegründeten Vereines „Land der Menschen“.

 

1998 ernannte ihn Bischof Maximilian Aichern zusätzlich zu seiner Funktion als Caritasdirektor zum Bischofsvikar für Caritas und soziale Aufgaben.
Nach seiner Emeritierung als Caritasdirektor (2001) blieb er noch bis 2006 deren geistlicher Rektor.
In seinen Funktionen als Domkapitular und Bischofsvikar war er seit 2009 emeritiert. In der Pfarre Linz-St. Margarethen war er noch bis 31. August 2021 Pfarrprovisor. Seinen Lebensabend verbrachte Josef Mayr im Linzer Domherrenhaus.

 

 

Auszeichnungen und Ehrentitel:
1979 | Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
1984 | Ehrenzeichen „Verdienste für die oberösterreichische Jugend“
1992 | Ernennung zum Monsignore
1995 | Silbernes Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich
1997 | Ernennung zum Konsulenten für Soziales der Oö. Landesregierung
1997 | Ernennung zum Päpstlichen Ehrenprälaten
2001 | Goldenes Ehrenzeichen für humanitäre Verdienste der Stadt Linz
2003 | OÖ Medaille für Katastropheneinsatz
2024 | Großes Ehrenzeichen der Stadt Leonding

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