„Man hat mich als Mensch behandelt und nicht als Patient“

Gerhard Stark, Mediziner und Techniker, machte die Problematik deutlich, dass in der Welt der Medizin Religion und Spiritualität nur eine sehr geringe Rolle spielen würden. Die Denkbasis sei eine Trias aus Biologie, Psychologie und Sozialem. Hier müsse ein Umdenken stattfinden, denn sogar die WHO hätte erkannt, dass Spiritualität essentiell für Gesellschaften sei und diskutiere, sie in die Definition zu Gesundheit aufzunehmen. „Statistiken beweisen, dass es in belasteten Bereichen von Gesundheitsberufen später zu Burnouterkrankungen kommt, wenn Formen von Religion und Spiritualität gelebt werden. Sie geben den Betroffenen mentale Stärke um besser mit beruflichen Spannungen umgehen zu können, erhöhen die psychische Widerstandsfähigkeit und vermitteln Hoffnung und Sinn“, betont Stark. Weiters unterstreicht er: „Spiritualität hat eine wissenschaftliche Evidenz, dennoch ist sie nicht im Sinne eines herkömmlichen Therapeutikums zu bewerten. Der liebe Gott ist kein Kaugummiautomat, der Instantlösungen anbietet.“ Die momentan gehypte Suchmaschine Watson bezeichnet Stark als „noble, intelligente Suchmaschine. Aber lassen wir uns nicht täuschen: Wenn man das Healthcare System in vier Entwicklungsstufen betrachtet, stehen wir gerade einmal auf Stufe eins. Bei Stufe vier würden Roboter übernehmen.“
Spirituelle Orte ziehen an
Doris Wierzbicki stellte die Bedeutung von Spiritual Care in den Mittelpunkt und sieht drei Bereiche: Die Sorge um die PatientInnen, jene um die MitarbeiterInnen und jene um die Organisation. Die Auswertung ihrer Umfrage ergab, dass spirituelle Orte gegenüber Veranstaltungsangeboten von MitarbeiterInnen bevorzugt werden.
„Fortbildungsangebote steigern nachhaltig die Arbeitszufriedenheit von MitarbeiterInnen und damit auch die Pflegequalität und die Zufriedenheit von PatientInnen. Durch mehr Wissen im Bereich von Patientenbedürfnissen kann ein großer Gewinn in punktuellen interdisziplinären Fallbesprechungen erzielt werden. Auf lange Sicht werden so Material und Zeit gespart, weil die PatientInnen sich wahrgenommen fühlen und die Aufmerksamkeit der Mitarbeiter nicht auf andere Weise einfordern.“
Spiritualität als Türöffner
Christiane Roser sah nach einer Diskussionsrunde in der Gruppe zur Thematik Spiritualität heute und Spiritual Care: “Beziehungen ganz offen zu gestalten wird eine Herausforderung für die Pastoral und für uns Theologinnen und Theologen. Als SeelsorgerInnen sind wir an Religion, Ordenscharisma und Tradition gebunden und sprechen damit eine eigene Sprache. Trotzdem soll Spiritualität als Türöffner gesehen werden und damit müssen wir uns auch als konfessionsgebundene SeelsorgerInnen auseinandersetzen.“ Klaus Rieger verankerte die Seelsorge in einem Ordensspital in drei Schneisen: Der Kulturarbeit, der Ehtik und der Seelsorge. Vieles beruhe auf Freiwilligkeit, aber um beispielsweise die Kultur in einem Haus zu verändern, brauche man verpflichtende Veranstaltungen wie beispielsweise gemeinsame Leitbildtage. Die Ethik sieht Rieger als Nadelöhr von Organisationen. Sich in interdisziplinäre Besprechungen einbringen zu können sei sehr hilfreich für die Grundarbeit in der Seelsorge, müsse aber durch Strukturen und von der Spitalsleitung unterstützt werden.
Geschichten als USP der Seelsorge
Die Zukunft der Seelsorge wurde mit Christof Harrich klar mit Fragen in Hinblick auf Eigentümerschaften diskutiert. Wie kann Seelsorge auch in Zukunft präsent bleiben - parallel zu Spiritual Care? Ist die Rollenbezeichnung KrankenhausseelsorgerIn noch up to date? Wichtig zu beachten sei, dass Geschichten der USP (Unique selling point = Alleinstellungsmerkmal) der Seelsorge sind. „Geschichten berühren, Studien tun das nicht. Studien können Ergebnisse präsentieren aber Geschichten von Erlebnissen aus der Arbeit sind das, was beim Gegenüber ankommt. Patientenzufriedenheit entsteht nicht nur dadurch, dass der Chirurg gute Arbeit geleistet hat, das Gesamtfeld muss stimmen und oft beeinflussen Faktoren, die medizinisch nicht beschreibbar sind.“
Medienbüro der Ordensgemeinschaften